Von der Suchterkrankung eines Menschen ist immer auch die gesamte Familie bzw. das soziale Umfeld betroffen. Die Angehörigen sind im Umgang mit der Abhängigkeitserkrankung des Familienmitgliedes häufig unsicher und überfordert. Die täglichen Belastungen können bei den Angehörigen zu Schuld- und Schamgefühlen, zu Wut, Verzweiflung und Ohnmachtsgefühlen führen.
Damit gehen häufig auch psychosomatische Symptome einher wie Bluthochdruck, Schlaflosigkeit, Erschöpfung, Ängste und Depressionen. Angehörige stehen oftmals unter einem enormen Leidensdruck. Es gilt daher, ihre Sorgen ernst zu nehmen und individuell darauf einzugehen.
Unsere Selbsthilfegruppe ist ein sicherer Ort, an dem wir sein dürfen, wie wir sind. Der Austausch mit Menschen, die oft ähnliche Lebensgeschichten haben, die unsere Probleme, Gefühle, Sorgen und Ängste kennen, tut unendlich gut. Die Erfahrung, mit all dem nicht mehr alleine zu sein, ist extrem heilsam.
Durch unser übersteigertes Bedürfnis zu helfen und unser andauerndes Bestreben, unsere Angehörigen und unsere häusliche Situation kontrollieren zu wollen, haben wir uns häufig selbst vernachlässigt. So haben wir nach Jahren vergeblicher Mühe oft den Zugang zu uns selbst verloren. Wir wissen nicht mehr, wer wir sind und wie wir unser Leben bewältigen sollen.
»Wir müssen uns klar machen, dass wir unsere Angehörigen oder die Menschen, die uns nahe stehen, nicht ›heilen‹ können. Das ist oft bitter. Aber gerade deshalb müssen wir das tun, was wir können. Und das ist, Einfluss nehmen auf das, was wieder ein eigenes Leben sein könnte.«
Nun versuchen wir, den Blick nach innen auf uns selbst zu richten. Wir lernen voneinander. Selbsterkenntnis, Stärke, verbessertes Selbstbewusstsein setzen ein, ebenso inneres Wachstum und Wachsamkeit gegenüber erlerntem Verhalten. Wir erkennen, was uns gut tut und was uns schadet, und lernen loszulassen. Dies alles geschieht nicht über Nacht.
Zu lernen, dass wir den Anderen nicht heilen können, ist ein langer Weg. Uns wird nicht gesagt, was wir wann oder wie zu tun haben, was richtig oder falsch ist. Es gibt viele Wege. Jeder hat das Recht, seinen eigenen Weg in seinem eigenen Tempo zu finden. Wir lernen, bei uns selbst zu bleiben.
Für die meisten von uns ist der wöchentliche Besuch in der Gruppe ein Teil ihres ganz normalen Alltags. Dort holen wir uns Kraft, Stärke, Akzeptanz, Wertschätzung, Trost, Mut und neue Denkanstöße. Dort werden wir aufgefangen. Wir holen uns eine Umarmung, ein Lächeln, Verständnis … und oft finden wir sogar unser Lachen wieder!